Die Musikstadt Schönbach (heute Luby), aus welcher die Bubenreuther Geigenbauer stammen, liegt nur wenige Kilometer von der böhmisch/tschechischen Grenze entfernt und die Geschichte des Musikinstrumentenbaus im böhmischen Musikwinkel als auch im Vogtland ist seit Jahrhunderten eng miteinander verbunden. Die ersten Geigenbauer zogen im 17. Jahrhundert aus der böhmischen Grenzregion ins Vogtland. Damals setzte gerade die Gegenreformation ein. Einige evangelische Geigenbauer wollten ihren Glauben nicht ablegen und zogen ins nahe protestantische Sachsen. 1677 gründeten sie in Markneukirchen eine Innung und legten damit den Grundstein für eine Jahrhunderte lange und bis heute andauernde Erfolgsgeschichte. Auch später prägte ein reger Grenzverkehr die vogtländischen und böhmischen Musikstädte. Bis ins 20. Jahrhundert existierten zahlreiche Zulieferbeziehungen zwischen Musikbetrieben beiderseits der Grenze. Bis heute besteht trotz der Sprachbarriere eine enge Verbindung der Regionen. Ein Musterbeispiel dafür bilden die Orte Erlbach und Luby (Schönbach), welche seit 2004 eine grenzüberschreitende Partnerschaft verbindet. Am vergangenen Wochenende feierte der Luftkurort Erlbach mit der Stadt Luby das bereits zur Tradition gewordene Grenzfest direkt am Grenzübergang Wernitzgrün-Schönbach.
Bubenreuths Bürgermeister Norbert Stumpf war hoch erfreut über die zahlreiche Teilnahme. „Wir haben mit einem Bus gerechnet, nun sind es zwei geworden“, und er fand es besonders schön, dass sich nicht nur ehemalige Schönbacher oder Markneukirchner angemeldet haben, sondern auch der „fränkische Teil von Bubenreuth vertreten ist“. Auch einige Gemeinderatsmitglieder und die Verwaltung zog es mit nach Schönbach, denn derzeit laufen ja auch die Verhandlungen über eine direkte Patenschaft zwischen Schönbach und Bubenreuth, welche noch in diesem Jahr besiegelt werden soll.
Die Verbindung zwischen dem Vogtland und Böhmen hat schon in früheren Jahren eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung für die Region gehabt, insbesondere für die Entwicklung des Musikinstrumentenbaues. 2008 wurde die 3,8 Kilometer lange Straße zwischen Erlbach und Schönbach für 16 Millionen Kronen, etwa 800.000 Euro, ausgebaut und vom damaligen Landrat Dr. Tassilo Lenk und seinem Karlsbader Amtskollegen Dr. Josef Pavel eröffnet. Beide Politiker bezeichneten es damals als einen historischen Tag am Ende eines langen Weges, der mit dem Fall der Mauer 1989 eingeleitet wurde und seinen Fortgang mit dem Betritt Tschechiens zur EU fand. Diese Verbindung, so Erlbachs Ortsvorsteher Klaus Herold und Schönbachs Bürgermeisterin Anita Chernikova, ist ein kontinuierlichen Prozess der Zusammenarbeit auf beiden Seiten, der mit der Grenzöffnung 1992 und dem 1. Grenzfest 1995 begann.
Ortsvorsteher André Worbs (Erlbach), Bürgermeister Andreas Rubner (Markneukirchen), Bürgermeisterin Ing. Anita Cernikova (Schönbach/Luby), Bürgemeister Norbert Stumpf (Bubenreuth)
Ausgelassen wurde nun das 22. Grenzfest gefeiert, mitten auf der neuen Straße und auf dem umliegenden Gelände. Musikkapellen, kleine Bühnen mit Kurzweil für Groß und Klein sowie Leckeres aus Topf und Pfanne und gutes Bier sorgten für die nötige Stimmung. Außerdem hatten die Traktorenfreunde aus Luby und dem oberen Vogtland die Straße rechts und links mit historischen Traktoren gesäumt.
Los ging es um 14 Uhr. Neben viel Musik der Gruppen "Horalka" aus Graslitz, "Kiks Bad" (Eger) und "Parohanka" (Eger) standen Wettbewerbe (Seifenblasen-Show und Workshop) sowie Spiele für Kinder, Hüpfburg, Ponyreiten und die Vorführung historischer Traktoren und Militärfahrzeuge auf dem Programm. Trotz der Sprachunterschiede gab es viel zu erzählen, zu diskutieren und auf der Heimreise kündigte Bürgermeister Stumpf an, dass es nicht die letzte Fahrt nach Schönbach war.
Text und Fotos Heinz Reiß